Unsere Position zur B486

Wir wurden angeschrieben und gebeten, unsere Position zum Ausbau der B486 nochmal zu erläutern. Das haben wir gerne getan. Hier ist die Antwort von unserem Fraktionsmitglied Ingo Eberhard:

Wir haben zur B486 eine klare Position: Kein vierspuriger Ausbau zwischen K168 und A5.

Ein vierspuriger Ausbau wäre ein gravierender Eingriff in das betreffende Waldstück, weil Wegeverbindungen gekappt und mehr als 3 Hektar Wald gerodet werden müssten. Dieser gravierende Eingriff in den Wald ist auch vor dem Hintergrund der Rodungen für die Auskiesung im Bannwald nicht akzeptabel. Die Ersatzaufforstung soll übrigens laut Planungsunterlagen in Bad Vilbel und Seeheim-Jugenheim erfolgen.

Die morgendliche und abendliche Verkehrssituation ist uns bekannt. Es ist aus unserer Sicht aber auch zu berücksichtigen, dass man die meiste Zeit des Tages problemlos die B486 nutzen kann. Wir sind der Meinung, dass ein vierspuriger Ausbau den Effekt, einen Stau auf der B486 zu verhindern, gar nicht haben wird. Dies aus folgenden Gründen:

1. Stauvermeidung ist kein Planungsziel

Übergang Autobahn/Kraftfahrstraße A60 Wikoli, Wikimedia, unter CC-BY-SA 4.0

Übergang Autobahn/Kraftfahrstraße A60
Wikoli, Wikimedia, unter CC-BY-SA 4.0

Laut Planungsunterlagen gibt es neben einer Radwegverbindung nach Mörfelden folgende Planungsziele

  • Die Verbindungsfunktion der B 486 sowohl regional als auch überregional zu stärken.
  • Den Rückstau in den Spitzenstunden auf die BAB 5 beheben.
  • Die Verkehrssicherheit, auch vor dem Hintergrund der Hohen Anzahl von Wildunfällen, zu verbessern.

Von einer Stauvermeidung auf der B486 steht da nichts. Das wird seine Grund haben. Es soll mehr Verkehr auf die B486 geleitet werden (die überregionale Verbindungsfunktion soll gestärkt werden). Hier geht es hauptsächlich um eine Verbindung in den Ostkreis. Aus unserer Sicht wird die Folge davon sein, dass LKW am Seligenstädter Dreieick die Autobahn verlassen um dann über die immer besser ausgebauten Straßen auf die A5 zu fahren oder umgekehrt. So kann Maut gespart werden und die Strecke ist deutlich kürzer.

Der Rückstau auf die A5 soll dadurch behoben werden, dass der Verkehr sich nicht mehr auf der A5 staut sondern im Wald zwischen A5 und Langen. Wo man im Stau steht, ist für Pendler zeitlich aber zunächst mal gleichgültig. Die Rückstauproblematik kann aus unserer Sicht auch dadurch entschärft werden, dass die Ausfahrten verlängert werden. So hat man es zum Beispiel am Westkreuz Frankfurt gemacht.

Die Wildunfälle sollen laut der Planungsunterlagen nicht durch einen vierspurigen Ausbau vermieden werden, sondern durch Wildzäune. Sollte man der Meinung sein, solche Zäune seien vor Ort notwendig, können diese auch ohne vierspurigen Ausbau installiert werden. Es ist auch nicht nachvollziehbar, warum ein vierspuriger Ausbau gegen Wildunfälle helfen soll.

2. Zunahme des Verkehrs

Laut Planungsunterlagen sind die Verkehrsmengen auf dem Abschnitt von knapp 41.000 (Fahrzeuge / 24h) in 2000 auf 30.248 in 2010 zurück gegangen. Als Grund wird die Unattraktivität der Strecke angegeben. Ein vierspuriger Ausbau wird überhaupt erst ab einer Verkehrsmenge von 30.000 als notwendig erachtet, wir nähern uns also gerade dieser magischen Grenze.
Diese Verkehrsmengen sollen sich laut Planungsunterlagen auf Grund des Ausbaus auf 42.800 in 2020 steigern, da ja die Attraktivität gesteigert und überregionaler Verkehr verstärkt angezogen werden soll. Schon dieser prognostizierter Anstieg des Verkehrs macht einen Effekt, den ein vierspuriger Ausbau bei der Stauvermeidung möglicherweise haben könnte, wieder zunichte.
Laut den Planungsunterlagen soll die Verkehrsmenge zwar auch ohne Ausbau auf etwas über 39.000 ansteigen, hierfür wird aber in den Unterlagen keine Begründung geliefert. Die Zahl wird einfach mal in den Raum gestellt. Dieser Anstieg ohne Ausbau ist auf Grund des eben dargestellten Rückgangs nicht nachvollziehbar.

3. Stau durch Flaschenhälse

Der vierspurige Ausbau kann aus unserer Sicht die Stauproblematik gar nicht beseitigen, da die Nordumgehung weiterhin zweispurig bleiben wird. Laut Langener CDU soll eine Mehrbelastung der innerstädtischen Verkehrswege vermieden werden, deshalb soll z.B. durch Ampelschaltungen auf der Mörfelder Landstraße die Abfahrt Langen West unattraktiv gemacht werden. Der Verkehr – insbesondere der überregionale – soll über die Nordumgehung weitergeführt werden, auch das Baugebiet Liebigstraße wird verkehrstechnisch zu großen Teilen über die Nordumgehung erschlossen.
Wenn aber zu Stoßzeiten eine große Menge Autos vierspurig an die zweispurige Nordumgehung heran geführt wird, ist ein Stau vorprogrammiert. Wenn zu Stoßzeiten eine große Menge Autos auf eine rote Ampel im Wald (Abfahrt Egelsbach) trifft, ist ein Stau vorprogrammiert.
Da Menschen ungern im Stau stehen, wird der Verkehr sich alternative Routen durch Langen suchen. Die Planungen gehen davon aus, dass derzeit zwischen Abfahrt Egelsbach und Nordumgehung rund 9.000 Autos von der B486 abfahren. Laut Prognosen sollen nach dem Ausbau um die 14.300 Autos alleine nach Langen abfahren, eine Zunahme von über 50%.

Die Flaschenhalsproblematik gilt auch anders herum. Wenn zu Stoßzeiten eine große Menge Verkehr von der vierspurigen B486 auf die A5 auffahren will, müssen alle diese Autos auf die rechte Spur und zwar egal, ob sie nach Norden oder nach Süden wollen. Der Stau ist vorprogrammiert.

Das wird aus unserer Sicht von den Planern ebenfalls so gesehen, denn laut Planungsunterlagen soll die Verkehrsqualität nach dem Ausbau die Stufe „D“ haben, was so definiert wird: Im Kraftfahrzeugverkehr ist ständiger Reststau vorhanden. Die Wartezeiten für alle Verkehrsteilnehmer sind beträchtlich. Die Mehrzahl der Fahrzeugführer muss Haltevorgänge, verbunden mit deutlichen Zeitverlusten, hinnehmen. Für einzelne Fahrzeuge können die Wartezeiten hohe Werte annehmen.

4. Zusammefassung

Der vierspurige Ausbau würde einen gravierenden Eingriff in die Natur bedeuten, der aus unserer Sicht aber sinnlos ist. Der Effekt der Stauvermeidung auf der B486 tritt nicht ein, da gewünschte Steigerung der Attraktivität der Strecke den prognostizierten Effekt der Verkehrszunahme haben wird. Dadurch wird die Innenstadt erheblich durch überregionalen Durchgangsverkehr belastet. Ein widersinniger Effekt, wo doch gerade die Mörfelder Landstraße aufwändig umgebaut und verkehrsberuhigt wurde, um die Lärmschutzvorgaben einhalten zu können.

Plakatmotiv_Gruene_2016_FINAL low-1 SCHOENERDer ADFC hatte übrigens in einer Stellungnahme darauf hingewiesen, dass auch das Planungsziel Fahrradwegeverbindung nach Mörfelden in den Planungen nur unzureichend umgesetzt wurde.

Natürlich ist uns bewusst, dass die neuen Baugebiete zusätzlichen Verkehr in Langen bedeuten. Die Grundproblematik beim vierspurigen Ausbau ist aber der überregionale Verkehr, also der Verkehr, der nicht aus Langen kommt.
Das Baugebiet Belzborn wird Wohnraum ca. 600 Menschen geschaffen. Wenn wir davon ausgehen, dass das 300 Autos / Tag bedeutet, wäre das eine Zunahme der heutigen Verkehrsmenge von weniger als 1%, selbst wenn alle über die B486 fahren würden. Das rechtfertigt sicher nicht einen vierspurigen Ausbau.
Das Baugebiet Liebigstraße wird zwischen zwei S-Bahn-Haltepunkten entwickelt. Deshalb sind wir der Meinung, dass dort bei der Planung bereits alternative Verkehrskonzepte berücksichtigt werden sollen, insbesondere Erschließung durch ÖPNV. Ja, auch die Liebigstraße wird zusätzlichen Verkehr bedeuten. Aber eben nicht zusätzlichen überregionalen Verkehr.
Die Baugebiete sind bei den Verkehrsprognosen der Planung noch gar nicht berücksichtigt. Der prognostizierte Verkehrsanstieg soll also ohne diese Baugebiebte wie prognostiziert stattfinden.
5. Alternative

Wir sind der Ansicht, dass die B486 ausgebaut werden muss: Sie benötigt vernünftige Seitenstreifen, damit der Verkehr nicht sofort zusammen bricht, wenn mal ein Auto liegen bleibt. Außerdem ist das für den effektiven Einsatz von Rettungsfahrzeugen notwendig. Zusätzlich sprechen wir uns für eine Radwegeverbindung zwischen Langen und Mörfelden aus.

Die IHK Offenbach hat der Stadt Langen im Frühjahr 2015 eine „sehr gute Verkehrsanbindung“ attestiert. Eine Umfrage der IHK ergab Spitzenwerte bei der Verkehrsanbindung: „Autobahnen und Nähe zum Frankfurter Flughafen ergeben Note 1,75, die Anbindung an ÖPNV und S-Bahn ist den Befragten eine 1,81 wert.“

Die Stadtverwaltung hat im übrigen eine sehr ausführliche Stellungnahme zu den Planungsunterlagen abgegeben, in der die Unzulänglichkeiten der Planung gerade in Bezug auf Langen sehr deutlich dargestellt werden.