23. August 2019

Schwere Sturmschäden in Langen zu verzeichnen

Am vergangenen Sonntag, dem 18. August, fegte am späten Nachmittag ein s.g. „Downburst“, ein extrem starker Fallwind vor einer Gewitterfront, durch das südliche Kreisgebiet. Stark betroffen wurden Langen, Egelsbach, Offenthal und Dietzenbach. Alleine in Langen verzeichnete die Feuerwehr über 350 Notfalleinsätze. Einige Tage danach sind  Aufräumarbeiten der Sturmschäden nach wie vor in vollem Gange, auch wenn wenn unsere Feuerwehr in Zusammenarbeit mit den Kommunalen Betrieben, den Forstbehörden und der Stadtverwaltung mittlerweile alle dringenden Gefahrenstellen abgearbeitet hat.

Langsam zeigt sich ein umfassenderes Bild der Sturmschäden im Stadtgebiet. Städtische Liegenschaften wurden glücklicherweise nur gering beschädigt, hier ist vor allem das zum Teil zerstörte Dach des Jugendzentrums zu nennen, einige Kitas haben leichte Beschädigungen davon getragen. Allerdings zeigen sich Beschädigungen an vielen privaten Grundstücken, dort haben fallende Bäume für niedergerissene Zäune etc. gesorgt. Dramatisch zeigt sich die Situation im Sportpark Oberlinden, hier haben die ansässigen Vereine deutliche Schäden davon getragen. Besonders schlimm hat es dort die Schützengesellschaft Langen e.V. getroffen, deren Schießanlagen buchstäblich in Trümmern liegen – mehr dazu in der heutigen Berichterstattung der Langener Zeitung.

Aber noch viel dramatischer sind die Schäden an der Natur in Langen und Umgebung, nachfolgend mal ein paar Zahlen dazu. Im Bereich des bebauten Stadtgebietes sind auf öffentlichen Grundstücken rund 400 Bäume vom Sturm gefällt worden, die Zahl der auf Privatgrundstücken umgewehten Bäume lässt sich noch gar nicht ermessen. Und erste Luftaufnahmen, die die Stadtverwaltung mit Hilfe der Polizei erstellen lassen konnte, zeigen dass alleine im Stadtwald Bäume auf Flächen von etwa 400.000 qm, also etwa 40 ha, umgefallen sind. Ausgehend davon, dass auf einem Hektar Wald etwa 1000 Bäume stehen, haben wir also etwa 40.000 Bäume verloren, was in den anderen Waldgebieten rund um Langen gefallen ist, wird vermutlich erst in einigen Wochen klar werden.

Mehr als 40.000 Bäume, die nun keinen Sauerstoff mehr liefern, kein CO2 aus der Luft filtern, keinen Lärm abhalten und nicht mehr als natürliche Kühlung das Mikroklima in unserer Heimatstadt beeinflussen – von ihrem Einfluss auf die örtliche Fauna mal ganz abgesehen. Wir alle haben noch gar nicht richtig begriffen, welche Katastrophe sich da am Sonntagabend wirklich ereignet hat! Für den so wichtigen Klimaschutz werden diese Ereignisse dramatische Folgen haben, die den nachfolgenden Generationen der Langenerinnen und Langener noch viele Sorgen bereiten werden, wenn wir hier jetzt einfach zur Tagesordnung zurückkehren. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass in den nächsten Jahren an der Kiesgrube rund 65.000 Bäume für die Erweiterung der Auskiesungsflächen leider legal gefällt werden dürfen, zeigt sich, wie dringend der Handlungsbedarf für die kommenden Jahre ist!

Sehr schlimm hat es auch das Mühltal um Scheuer und Paddelteich herum getroffen, hier muss man nüchtern sagen, dass sich die dortige Naturlandschaft stark verändert hat und die Ansichten, die viele von uns aus Kindertagen kennen, leider Geschichte sind. Große Verluste sind auch auf den Streuobstwiesen im Wingert und im Osten von Langen zu verzeichnen, der dort vorherrschende Baumbestand leidet ja schon lange Jahre an mangelnder Pflege und an Überalterung, dadurch sind viele Äste abgebrochen und viele der alten Obstbäume umgeweht worden.

Aus diesem Grund müssen wir sofort aktiv werden – und zwar nicht nur wir Grüne, sondern möglichst breite Teile unserer Stadtgesellschaft. Als ersten Schritt haben wir dazu in der gestrigen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses einen Antrag eingebracht, mit dem zum einen eine Prioritätsliste der zu ersetzenden Bäume erstellt werden soll und weiterhin 100.000 € für den Ersatz bereit gestellt werden sollen – momentan gibt es im städtischen Haushalt überhaupt keine Mittel für Ersatzpflanzungen. Da es aber aus formalen Gründen besser ist, den Antrag nach Einbringung des Nachtragshaushaltes für 2019 zu stellen, werden wir ihn dann in den kommenden Wochen in den Beratungen zum Nachtragshaushalt nochmals stellen.

Es wird auch Monate dauern, bis die Unmengen von Bruchholz aus dem Wald und von öffentlichen und privaten Grundstücken entfernt werden können. Stadtverwaltung und KBL haben zwar unbürokratisch längere Öffnungszeiten des Wertstoffhofes angekündigt, um den Bürger*innen die Möglichkeit zu geben, abgebrochene Äste, Laub, etc. schnell zu entsorgen, dies ist aber aus unserer Sicht nicht ausreichend. Daher haben wir in der öffentlichen Fragestunde der gestrigen Sitzung des Ausschusses darum gebeten zu prüfen, ob nicht an ausgewählten Stellen im Stadtgebiet Grünschnittcontainer aufgestellt werden können. Dies ist natürlich mit zusätzlichen Kosten für die KBL verbunden, wir sind allerdings der Meinung, dass es die besondere Situation erfordert, dass die Stadt hier die Bürgerinnen und Bürger unterstützt, deren Gärten und Grundstücke durch die Sturmschäden in Mitleidenschaft gezogen wurden.