9. Februar 2016

Interview mit Martina Dröll, Spitzenkandidatin der Grünen

  1. Martina, du bist mit Unterbrechungen seit Mitte der Achtziger Jahre für die Grünen kommunalpolitisch aktiv. Was hat dich damals angetrieben?

Tatsächlich bin ich über das Thema einer bedarfsgerechten und bezahlbaren Kinderbetreuung in Langen politisch aktiv geworden, denn das stand vor 30 Jahren schon oben auf der Agenda. Ich bin eine der Mitbegründerinnen des Langener Mütterzentrums und 1986 standen wir Mütter vor dem Dilemma, keine Kindergartenplätze für unsere drei- vierjährigen Kinder zu haben. Arbeiten gehen konnte nur, wer eine Oma zu Hause hatte.

Da sind wir dann aktiv geworden. Die Gründung einer Langener Kindergarten-Initiative, die auf den damaligen Notstand an Kinderbetreuungsplätzen aufmerksam machte und den Bau von mehr Kindergärten forderte, war der Anfang. Es folgte die Gründung der Langener Babysitter-Vermittlung, die sich bis heute weiterentwickelt hat zum Tageskinder-Haus im Zentrum für Jung und Alt. Die Gründung der ersten Minikindergärten, Ganztagesbetreuung in der Albert-Einstein-Schule und vieles mehr gingen auf Initiativen zurück, an denen ich auch maßgeblich beteiligt war.

  1. Wenn man sich die Themen zur Kommunalwahl am 6. März anschaut, kommt das einem sehr bekannt vor. Siehst du das auch so?

Stimmt, wenn ich die Presseberichte von damals lese, könnte man viele Überschriften heute gerade wieder verwenden. Aber die Situation ist heute eine ganz andere, denn wir haben ja auch viel erreicht. Heute gibt es einen Kindertagesstätten-Entwicklungsplan, der uns Stadtverordnete wichtige Entscheidungskriterien an die Hand gibt, wo wir noch etwas tun müssen. Wir haben Gruppen mit maximal 23 bis 25 Kindern, Integration von Kindern mit Handicap, Ganztagesplätze, Krippenplätze, Hortbetreuung und so weiter. Das ist mit damals gar nicht vergleichbar. Wir haben aber auch lange Wartelisten für unsere Kindergartenplätze, da müssen wir noch richtig was tun.

  1. Was meinst du damit konkret?

Plakatmotiv_Gruene_2016_FINAL low-2 DRO¦êLLWir müssen in den Ausbau des Platzangebotes investieren, das heißt, finanzielle Mittel bereitstellen, um neue Kindertagesstätten zu bauen oder bestehende zu erweitern. Und da ärgert mich die Scheinheiligkeit anderer Fraktionen schon, die immer betonen, wie wichtig ihnen die Kinderbetreuung ist und die Stadt wegen der Wartelisten angreifen, aber wenn es zum Schwur kommt, genau diese Investitionen ablehnen. Die nächste große Baustelle, die wir in Langen aber nicht alleine lösen können, ist die Aufwertung des Erzieherinnenberufs. Wir müssen mehr Geld in eine bessere Bezahlung investieren und eine größere gesellschaftliche Anerkennung erreichen, damit Frauen und vor allem auch mehr Männer Lust bekommen, diesen Beruf zu ergreifen. Was nützen mir alle neuen Plätzte, wenn ich kein Personal habe. Das alles ist aber nicht zum Nulltarif zu haben und wer anderes behauptet, der lügt.

  1. Du warst in der vergangenen Legislaturperiode Vorsitzende des Ausschusses für Soziales, Kultur und Sport. Sind das auch die Themen, die dich nach der Wahl beschäftigen werden?

Für mich sind soziale Themen Querschnittsthemen, die in alle Bereiche des öffentlichen und des gesellschaftlichen Lebens einer Stadt hineinspielen und mitgedacht werden müssen. Das ist sehr spannend und dafür will ich mich auch weiterhin engagieren und ein paar Themen fallen mir schon noch ein. Zum Beispiel

  • dass die Spielplätze in Langen nach und nach zu Orten werden, wo Kinder und Eltern sich gerne aufhalten,
  • der Bürgergarten unter Einbeziehung der Langener/innen zu einem Ort der Begegnung wird,
  • die Menschen mit Fluchterfahrung in Langen ein zu Hause finden,
  • für die Älteren Langen weiterhin ein angenehmer Wohnort bleibt und
  • dass bezahlbarer Wohnraum für Familien und Rentner/innen entsteht.
  1. Du bist die Spitzenkandidatin der Grünen in Langen. Warum?

Weil ich mit meinen Themen bei den Grünen eine politische Heimat gefunden habe und hier immer rückhaltlos unterstützt wurde. So konnte ich die Themen sehr früh auch in die Stadtverordnetenversammlung bringen. Für mich kommt aber auch das Thema Umwelt- und Naturschutz dazu. Ich war in den Achtzigern aktiv gegen den Ausbau des Flughafens und den Waldverlust für die Startbahn West engagiert. Wir haben damals gesagt: es fällt kein Baum mehr in der Rhein-Main-Region. Dass nun ausgerechnet am Waldsee vor unserer Haustür 67 Hektar Bannwald für die Interessen eines einzelnen Unternehmens geopfert werden sollen, entsetzt mich wirklich. Das kann man doch nicht hinnehmen und die Grünen sind die einzigen auf weiter politischer Flur, die das auch deutlich sagen. Wo also soll ich mich denn sonst engagieren?