29. Januar 2016

Neubau Quartierszentrum Obere Bahnstraße

Spielball im Kommunalwahlkampf?

 

Als vor gut 10 Jahren die Schließung des Penny-Marktes in der Bahnstraße angekündigt wurde, ergriff die FWG-NEV die Initative und forderte den Bau eines größeren Supermarktes, der den veränderten modernen Anforderungen an eine Lebensmittelversorgung in der Innenstadt gerecht wird, dazu unterstützte sie die Idee für ein Neubauvorhaben im Bereich gegenüber der Einmündung Zimmerstraße.

Mediengruppe Offenbach-Post/Langener Zeitung

Mediengruppe Offenbach-Post/Langener Zeitung

Nun protestieren einige der Anwohner gegen das Projekt und die FWG-NEV knickt ein. Am vergangenen Mittwoch hat sie im Bauausschuss gegen den Auslegungsbeschluss des Bebauungsplans 29.1/ Quartierszentrum Obere Bahnstraße gestimmt. Offenbar hält es die FWG-NEV schon für eine Zumutung für die betroffenen Anwohner, dass überhaupt ein konkretes Vorhaben öffentlich in einem Planungsverfahren diskutiert werden soll. Anders kann man das „Nein“ nicht interpretieren, denn der Auslegungsbeschluss leitet genau die öffentliche Beteiligung am Verfahren ein, die von den Anwohnern gefordet wird. Bei ihrer Ablehnung stellte die FWG-NEV klar, dass sie gar nicht gegen den Supermarkt selbst ist, sondern spricht sich gegen die Wohnbebauung aus, die hinter dem Markt entstehen soll. Das macht das „Nein“ zum Auslegungsbeschluss erst recht unverständlich und ist angesichts des Bedarfs an Wohnraum auch nicht nachvollziehbar.

Aus Sicht der FWG-NEV wäre es viel hübscher, wenn „man“ z.B. ein Cafe oder ähnliches bauen würde. Oder am besten gleich eine Grünfläche. Die Frage, wer dieser „man“ sein soll, der das Cafe oder die Grünfläche baut, stellt man sich bei den freien Wählern offensichtlich nicht. Mit Aussagen zur Wirtschaftlichkeit eines solchen Vorschlages hielt man sich nicht weiter auf, wie sich z.B. die Kosten für die notwendige Tiefgarage armortisieren sollen, hält die FWG-NEV scheinbar für unwichtig.

Die CDU hat erst versucht, das Verfahren bis nach der Kommunalwahl am 06.03. in der Schwebe zu halten, damit sie nicht im Wahlkampf klar Farbe bekennen muss. Bei der Abstimmung haben sich die Christdemokraten dann auch mutig enthalten. Zwar hat die CDU bisher alle vorbereitenden Beschlüsse mitgetragen –  7 von 8 Beschlüssen waren einstimmig – aber mit einer aktuellen klaren Aussage könnte man ja einige Wählerinnen und Wähler verstimmen, deshalb überlässt man die Entscheidung lieber anderen.

Aufgeräumt wurde in der Sitzung des Bauauschusses auch mit den vielen Unwahrheiten, die von den erklärten Gegnern des Projekts in Umlauf gebracht wurden:

  • Es ist kein „riesiger Supermarkt“ oder „Großmarkt“ geplant. Der geplante Vollversorger soll ca. 1.200 m² groß sein, das ist im Hinblick auf die heutigen Anforderungen ein Flächenbedarf im unteren Bereich. Zum Vergleich – EDEKA hat im Neurott rund 2.500 m² Verkaufsfläche.
  • Es sollen keine Bäume vor der Ludwig-Erk-Schule gefällt werden.
  • Es werden am Ort des jetztigen Kulturpavillions in der Bahnstraße keine Parkplätze für den Supermarkt entstehen.
  • Die Planung entspricht dem von der Stadtverordnetenversammlung beschlossenen Handlungskonzept und wurde aus diesem heraus entwickelt.
  • In vielen Kommunen der Umgebung wurden und werden zur Belebung der Innenstädte ähnliche Vorhaben realisiert.
  • Noch nie wurde in Langen ein Bauvorhaben in dieser Art vorab so intensiv mit den Anwohnern diskutiert, wie dieses Projekt. Schon lange vor dem offiziellen Beginn der Bürgerbeteiligung durch den Auslegungsbeschluss wurde den Anwohnern in zahlreichen Gesprächen, Veranstaltungen und Vor-Ort-Terminen die Möglichkeit gegeben, sich über das Projekt zu informieren und eigene Vorstellungen und Ideen einzubringen, diese wurden in den aktuellen Entwürfen berücksichtigt.

Wir Grüne stehen trotz des Protestes einiger Anwohner hinter diesem Projekt und halten es aus wirtschaftlicher und stadtplanerischer Sicht für unverzichtbar, da dies das erste Bauvorhaben zu einer lange überfälligen Revitalisierung der Bahnstraße ist. Ein Scheitern hätte vermutlich zur Folge, dass wieder über einen langen Zeitraum kaum etwas passieren würde – das wollen wir unbedingt verhindern! Ein besonderes Augenmerk richten wir auf die verkehrsplanerischen Aspekte des Projektes. Im Entwurf des Bebauungsplans wird dem Thema auch aus grüner Sicht hinreichend Rechnung getragen, beispielsweise durch die Lösung mit den beiden synchronisierten Fußgängerampeln, der Einrichtung einer Linksabbiegerspur in Richtung Lutherplatz und einer Verlängerung des Radfahr-Schutzstreifen und des Radweges. Der Gehweg vor dem Gebäude und damit der Bewegungsraum für Fußgänger wird auf bis zu 5 m verbreitert, er passt sich damit der Breite an, die schon seit vielen Jahrzehnten bei allen Neubauten auf der Nordseite der oberen Bahnstraße eingehalten werden muss. Ein aus unserer Sicht ebenfalls wesentlicher Aspekt ist die Verbesserung der Lebensmittelversorgung in der Innenstadt. Durch die Schließung der beiden HL-Märkte und des Penny-Marktes hatte sich die ehemals gute Nahversorgung der Bahnstraße deutlich verschlechtert. Die Verbesserung der fußläufigen Lebensmittelversorgung in der Innenstadt wird seit vielen Jahren gefordert und stellt auch im Hinblick auf den demografischen Wandel eine wichtige Entscheidung für die Zukunft unserer Heimatstadt dar!

Natürlich können wir nachvollziehen, dass einige der unmittelbaren Anwohner nicht darüber erfreut sind, dass sich der bisher großzügige Blick aus Ihren Gärten verändern wird. Aber wir können nicht nur den Vorstellungen der direkten Anwohner gerecht werden, wir müssen die gesamte Bahnstraße, die Entwicklung unser Stadt und das Wohl unserer Mitbürger im Auge behalten. Daher stehen wir auch in den aktuellen Wahlkampfzeiten hinter diesem Projekt!